Cocktailkleid aus Spitze und Plissee nähen
Werbung | Die Stoffe für die Tasche wurden mir von Tillisy zur Verfügung gestellt
Schnelle Erfolgserlebnisse oder neue Herausforderungen? Beim Nähen brauche ich beides. Ein einfaches Shirt oder eine kleine Tasche bringen abends die Entspannung, die ich nach einem anstrengenden Tag brauche. Aber Nähen bedeutet für mich auch Neues auszuprobieren und zu lernen. Konzentriert an der Nähmaschine zu sitzen und jeden einzelnen Schritt präzise zu planen und auszuführen. Als im Juni die Hochzeit einer Freundin anstand, war das ein perfekter Anlass, um mich fein herauszuputzen und mit einem selbstgenähten Kleid aufzuwarten.
Ein Kleiderschnitt von Burda
Der Schnitt meines Cocktailkleides ist von Burda, schon eine ganze Weile schlummert er auf meiner To-Sew-Liste. Den Schnitt gibt es in drei Varianten: Zweimal als bodenlanges Hochzeitskleid (einmal trägerfrei, einmal mit Ärmeln aus Spitze) und als knielanges Cocktailkleid. Optional kann man auf Taillenhöhe Stoffrosen oder eine Schleife anbringen. Alle Varianten können untereinander kombiniert werden. Ich habe mich für eine Version mit Trägern, aber ohne Ärmel entschieden. Im Schnitt enthalten sind die Größen 34 bis 44.
Das Kleid hat ein eng geschnittenes Oberteil, das aus zehn Teilen besteht. In die Nahtzugaben des Futters werden Stäbchen eingeschoben, um das Kleid in Form zu halten. Geschlossen wird es mit einem Knopf und einem nahtverdeckten Reißverschluss. Der Rock ist stark gerafft und schwingt weit. Für mich klingt das alles nach einer Herausforderung. Also auf ins nächste Nählevel!
Um Burdaschnitte habe ich bisher gerne einen Bogen gemacht. Zu verwöhnt bin ich von den vielen ausführlichen Video- und Fotoanleitungen im Netz, mit denen ich das Nähen gelernt haben. Die Anleitungen von Burda sind da eher spartanisch und tatsächlich fand ich es nicht ganz einfach, der Anleitung zu folgen. Am Ende ergab dann doch alles Sinn.
Das Probekleid
Den Schnitt habe ich vor dem Zuschnitt angepasst. Dieser ist nämlich für eine Körpergröße von 168 cm ausgelegt. Da ich ziemlich genau zehn Zentimeter kleiner bin, musste ich den Schnitt anpassen. Im Schnittmuster sind dafür Linien eingezeichnet, an denen man die Schnittteile auseinanderscheiden und verlängern/kürzen kann. Ich habe an den obersten Schnittteilen (also den Teilen, mit Träger und Ausschnitt) etwa einen Zentimeter weggenommen und an den Teilen für die Korsage jeweils 1,5 cm. Ansonsten passen meine Maße gut auf die Größe 36 in der Maßtabelle. Das Oberteil habe ich aus einem günstigen Baumwollstoff zur Probe genäht.
Satin, Spitze und Plissee
Für das Kleid habe ich Duchesse-Satin, nicht-dehnbare Spitze und Futtertaft bestellt. Beim Korsagenteil habe ich die Spitze zuvor per Hand auf den Satin geheftet und die Teile anschließend normal weiterverarbeitet. Was mir zuvor nicht aufgefallen war: Duchesse-Satin ist vergleichsweise schwer und fällt ziemlich steif. Die fünf aneinandergenähten Rockbahnen mit einer Gesamtlänge von ca. sechs Metern auf Taille zu raffen funktionierte nicht ganz so gut. Nach ein paar erfolglosen Versuchen hatte ich zwei Optionen:
- Projekt Kleid auf unbestimmte Zeit auf Eis legen und ein altes Kleid zur Hochzeit tragen.
- Die Kieler Stoffgeschäfte abklappern und einen passenden, dünneren Stoff finden.
Ich habe mich für Option 2 entschieden und hatte schon im ersten Anlauf Glück. Bei Karstadt sprang mich sofort ein Plissee-Stoff an, der obendrein im Angebot war. Ganz großer Vorteil: der Stoff franst nicht aus und muss nicht versäubert werden. Die Zeit, die ich durch den ungeplanten Stadtbummel verloren habe, habe ich so wieder reingeholt.
Futter, Stäbchenband und Reißverschluss
Den Futtertaft, den ich innen verarbeitet habe, habe ich mit Einlage verstärkt und mit 2 cm Nahtzugabe zugeschnitten. Die Nahtzugabe habe ich dann nochmal mit einem Abstand von 1,2 cm abgesteppt. Nachdem ich das Futter an die obere Kante der Korsage angenäht und abgesteppt habe, habe ich das Stäbchenband auf die passende Länge zugeschnitten und in die vorbereiteten Nahtzugaben eingeschoben. Das restliche Futter habe ich dann per Hand an den Reißverschluss genäht und anschließend die untere Kante an der Taille geschlossen.
Letztendlich war das einarbeiten der Stäbchen leichter als gedacht. In der Anleitung waren die Schritte äußerst sporadisch beschrieben. Aber beim Nähen ergab dann doch alles Sinn.
Zwei kleine Schönheitsfehler hat das Kleid allerdings: Der (eigentlich) nahtverdeckte Reißverschluss ist noch sichtbar. Das nächste Mal muss ich näher an den Reißverschlusszähnchen nähen. Außerdem ist die Korsage zu lang, obwohl ich die Schnittteile bereits gekürzt hatte. Da können nochmal gut 1,5 cm weg. Für das erste Kleid dieser Art finde ich es dennoch sehr gelungen!
Ein passendes Täschchen
Neben dem Kleid habe ich mir noch ein feines Täschchen für die Feier genäht. Klein, handlich und doch ein Raumwunder. Neben meinem Geldbeutel, Schlüsselbund und Smartphone hat auch mein komplettes Kosmetiktäschchen reingepasst.
Den Schnitt habe ich selbst entwickelt. Zwar gibt es relativ viele Taschenschnitte, die ungefähr diese Form haben. Die meisten sind allerdings nicht gefüttert oder das Futter wird von Hand angenäht. Letztendlich habe ich ziemlich viel getüftelt, bis alles meinen Vorstellungen entsprochen hat. Besonders praktisch finde ich das kleine Fach an der Vorderseite. So hat man das Smartphone für einen Schnappschuss schnell griffbereit.
Zu der Tasche mache ich demnächst einen eigenen Blogbeitrag. Vielleicht probiere ich bis dahin noch eine andere Version aus.
Verlinkt bei: Du für dich am Donnerstag #58, Sew la la #51
4 Comments
Kathrin
Wow, ein tolles Kleid! Sehr angemessen auch für die Location. Die “Notlösung” mit dem Plissee gefällt mir richtig gut. Und das Problem mit dem nahtverdeckten RV kenn ich, ich habe keinen Spezialfuß dafür und mit dem normalen RV Fuß krieg ich es nie wirklich gut hin…
Isabelle
Vielen Dank, liebe Kathrin 🙂 Du glaubst nicht, wie froh ich war, als ich diesen Stoff gefunden habe! Er fällt so schön fließend und farblich passt er wie Arsch auf Eimer.
Diesen Spezialfuß schaffe ich mir für das nächste Kleid oder den nächsten Rock an, wenn ich einen solchen Reißverschluss verarbeite. Ich werde berichten, wie der Unterschied ist und ob sich die Anschaffung lohnt.
Liebe Grüße
Isabelle
Hilli Hiltrud
Ein sehr schönes Kleid liebe Isabelle!
Ich bin schon gespannt auf das Zweite dieser Art. 😉 Vielleicht lohnt sich dafür dann ja die Anschaffung eines Füßchens für verdeckte Reißverschlüsse. Ich persönlich liebe meines und kann es definitiv empfehlen! So ein Spezialfüßchen erleichtert die Arbeit ungemein.
Auch die Tasche passt durch das silberne Leder ganz toll dazu und sieht sehr festlich aus. Ein richtig schönes Outfit für die Hochzeit!
Liebsten Gruß,
Henrike
Isabelle
Danke, liebe Henrike! Ein neues Füßchen ist für das nächste Kleid auf jeden Fall drin. Wahrscheinlich erleichtert es die Arbeit ungemein. Ich freu mich schon voll drauf, das Kleid zu nähen hat schon echt Spaß gemacht. Dieses Gefühl, wieder ein Näh-Level aufgestiegen zu sein – ich bin schon etwas stolz 😀
Liebste Grüße zurück 😉
Isabelle